Lasst uns für die Freiheit kämpfen

Lasst uns für die Freiheit kämpfen

Die Älteren von uns haben den 2. Weltkrieg noch als Kinder erlebt. In meiner Generation lebt der
Krieg nur durch die Erzählungen unserer Eltern und Großeltern noch weiter. Die meisten von uns
hatten das Glück, ihr Leben mehr oder weniger frei zu leben und für ihre Freiheit nie kämpfen zu
müssen.

Heute sehen wir das Volk der Ukraine und seinen Präsidenten, das kämpft. In den ersten Kriegstagen
wurde uns vorhergesagt, dass die Ukraine innerhalb weniger Tage besiegt sein würde. Aber die
Ukraine hat gekämpft. Heute wird uns gesagt, dass es ein langer Krieg werden wird, in dem die
Ukraine am Ende keine Chance haben wird. Aber die Ukraine kämpft. Die Ukrainer haben die Wahl
zwischen dem Verzicht auf Freiheit und Unabhängigkeit und einem Kampf mit hohem Risiko für ihr
Leben und für all das was sie in ihrem Leben geschaffen haben. Und sie wählen den Kampf. Ich habe
eine Mutter mit drei Kindern aus Charkiw beherbergen und kennenlernen dürfen. Ihre Hauptsorge
war die Ausbildung ihrer Kinder. Der materielle Verlust hat sie scheinbar kaum gekümmert. „We will
reconstruct“ hat sie gesagt. Diese Mutter und ihre Kinder, sie haben für ihre Zukunft und ihre freie
Lebensgestaltung gekämpft.

In den deutschen Medien habe ich einen Podcast von Markus Lanz und Richard David Precht
wahrgenommen. Dort erklärte Richard David Precht, dass die Ukraine die moralische Pflicht habe,
ihren Widerstand einzustellen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht. Ich persönlich bin tief
bewegt vom Mut der Ukrainer für die Freiheit zu kämpfen. Ich bin auch beschämt, dass wir uns
zeigen lassen müssen, wie man für unsere Werte und insbesondere für die Freiheit mit Mut einsteht.
Ich bin angewidert von der vorgeblichen Moralität von Richard David Precht.

Viele Pullacherinnen und Pullacher gehen zur Zeit an ihre Grenzen, um den Freunden in der Ukraine
zu helfen. Am vorletzten Sonntag fand bei uns in Pullach ein Friedensmarsch statt. Wir haben für
Frieden und für Einsicht gebetet. Jeden Sonntag findet eine Kundgebung statt. Wir fühlen es alle. Der
Krieg in der Ukraine ist eine Herausforderung für uns. Wollen wir die Einschränkungen hinnehmen,
die damit verbunden wären, dass wir das Regime von Präsident Putin und seinen Krieg gegen die
Freiheit nicht weiter durch den Kauf von russischem Gas finanzieren? Wollen wir die Ukrainer durch
Waffenlieferungen in die Lage versetzen, für ihre und letztlich unsere Freiheit zu kämpfen? Ich
glaube, dass die meisten von uns davon überzeugt sind, dass auch wir in dieser Stunde gefordert
sind, unseren Beitrag zum Kampf für die Freiheit zu leisten.

Dr. Michael Reich
Gemeinderat

 

(veröffentlicht am 24.03.2022 im Isar-Anzeiger)


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