Prioritäten: Die Grundschule – und jährlich grüßt das Murmeltier…
Bereits seit Anfang dieses Jahrtausends ist dem Gemeinderat und dem jeweiligen Bürgermeister Pullachs bekannt, dass unsere Grundschule aus allen Nähten platzt. Und das nun jedes Jahr aufs Neue. Und was ist seitdem passiert? Nichts, oder fast nichts bis auf Stückwerk. Einmal hat man das Dachgeschoss der Musikschule ausgebaut und dort ein (im Sommer brütend heißes) Klassenzimmer und zwei Werkräume eingerichtet. Einen Fahrstuhl gibt es leider nicht; die auch an der Grundschule Pullach willkommenen Inklusionskinder haben dann eben Pech.
Ein paar Jahre später, Anfang 2014 gelang es Schulleitung und Elternbeirat mit vereinten Kräften und unter Einschaltung der Presse, die dringend benötigten zusätzlichen Klassenzimmer für einen ganzen Jahrgang von Kindern der Mittelschule abzuringen. Auch die schon lange erforderlich weitere Hortgruppe zog dort ein. Als Provisorium. Doch was hält länger? Nichts. Ach ja, und dann noch eine Rechenaufgabe: Die Grundschule hat eine Turnhalle, zugegebener maßen sehr schön saniert. Aber: Wie verteilt man die drei Sportstunden pro Klasse, und derer sind es bis zu 16, auf 30 Vormittagswochenstunden? Indem man wiederum der Mittelschule die dort ebenfalls benötigte Turnhalle abschwatzt. Lauter faule Kompromisse.
Während dessen schoben Bürgermeister und Gemeinderat die Schuldzuweisungen hin und her, an wem es denn nun liege, dass es noch immer kein Raumkonzept für eine moderne Grundschule gebe. Weit gefehlt. Das lag schon lange vor. Und entspricht auch heute noch den aktuellen Anforderungen.
Warum werden in Pullach immer noch an die 40 % der ABC-Schützen in Privatschulen eingeschrieben? Weil die Grundschule Pullach aufgrund räumlicher Enge und des Nichtvorhandenseins einer Küche und Mensa keine Ganztagsschule anbieten kann. Es muss auf Mittagsbetreuung und Hort ausgewichen werden. Geht doch, mögen Sie sagen. Ja stimmt, vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld. Aber gerade diejenigen Familien, bei denen die Eltern oft mehr als Vollzeit in Zweit- und Drittjobs arbeiten, haben das nicht. Sind aber dringend, auch während der Ferien, auf Ganztagsbetreuung ihrer Sprösslinge angewiesen. Darüber hinaus streben Bundesregierung und auch die Bayerische einen Anspruch auf Ganztagsschule bis 2025 und wollen die maximale Klassenstärke schon seit Jahren von 28 auf 25 Kinder senken an. Da wird es aber Zeit, in Pullach mal in die Pötte zu kommen!
Über die möglichen Standorte einer neuen Grundschule ist bereits viel geschrieben worden, auch darüber, dass der jetzige Standort nicht ausreichend ausbaufähig ist. Für eine Aufstockung bedarf es beispielsweise neuer Fundamente, bei Anbauten in Richtung Habenschaden- und Schulstraße würden immer noch ca. 2 200 m² fehlen. Und die Schule wäre Dauerbaustelle, müsste also ausgelagert werden. Entfällt. Zumal wir ja wissen, dass die Räume der Grundschule sofort nach Freiwerden durch die Musikschule, VHS und Vereine absorbiert werden würden.
Die einzig sinnvolle Lösung ist ein Neubau der Grundschule. Bei deren Planung sollten wir berücksichtigen, dass das, was heute als Luxuslösung präsentiert wird, bei Fertigstellung der Schule durch neue pädagogische Konzepte schon wieder überholt sein kann. Die Grundschule sollte sich daher soweit möglich pädagogischen Konzepten anpassen können.
Bleibt die Frage des Standorts. Nach momentaner Sachlage befürworten wir einen Neubau auf dem Gelände der jetzigen Mittelschule. Die Mittelschule wird hauptsächlich von Kindern aus anderen Orten des Landkreises genutzt. Deswegen erscheint uns der angedachte Wegzug der Mittelschule nach Baierbrunn verträglich. Es wären für die Pullacher Kinder nur ein paar S-Bahn Minuten mehr. Für den Umzug nach Baierbrunn muss der Baierbrunner Gemeinderat zustimmen. Das erscheint allerdings nicht unrealistisch. Richtig ist, dass die Bauzeit für den Rückbau der Mittelschule und den Neubau der Grundschule mit zehn Jahren veranschlagt wird. Lassen wir mal außer Acht, was solche Projektzeiten für die Zukunft unseres Landes bedeuten. Als alternativer Standort wurden die Seitnerfelder vor der katholischen Kirche diskutiert. Das wäre wohl in der Hälfte der Zeit möglich, immerhin auch noch fünf Jahre. Die kürzere Bauzeit ist attraktiv. Allerdings haben die Seitnerfelder eine wichtige ökologische und soziale Funktion. Deswegen privilegieren wir diese Lösung nicht. Gegebenenfalls eröffnen sich weitere Planungsmöglichkeiten, falls wir das Feld neben den Pater Rupert Mayer Schulen, das sogenannte Warnberger Feld nutzen können. Das ist aber gelinde gesagt unsicher. Und auch wenn dadurch eine Schulrochade möglich würde, sollte die Grundschule unserer Auffassung nach in der Ortsmitte bleiben.
Wie immer gilt aber, dass wir uns kreativen, innovativen und durchgerechneten Lösungen nicht verweigern werden. Wichtig ist, dass wir es jetzt anpacken. Mut und Entschlossenheit gehören dazu! Und Miteinander, statt Durcheinander!
Monika Bock – Gemeinderatskandidatin
Artikel ist am 20.02.2020 im Isar-Anzeiger erschienen