zum Interview: Bahnhofsareal (Film) 

Prioritäten – Bahnhofsareal und eine einmalige Chance zur Querung der S-Bahn

Wir sind uns alle weitestgehend einig, dass wir Platz für die Ansiedlung von Einzelhandel und für seniorengerechtes Wohnen brauchen. Aus unserer Sicht gehört auch noch dazu: Bezahlbarer Wohnraum vor allem für Pflegekräfte und Erzieher. Die Frage ist nur wo.

Das Bahnhofsareal wäre der ideale Platz, um ein attraktives Geschäftshaus mit ausreichenden Flächen für seniorengerechtes und integratives Wohnen sowie gefördertem Wohnraum zu realisieren. Der Bahnhof ist für Einzelhändler attraktiv. Uns Liberalen liegt es zwar naturgemäß fern, bei der Ansiedlung von (Einzel-)Handel regulierend einzugreifen. Bereits ortsansässige Betriebe sollten aber auf die Fläche ein Recht des ersten Zugriffs haben. Denn es gibt ortsansässige Lebensmitteleinzelhändler, die sich vergrößern wollen. Hier wäre der ideale Ort. Legt man in den ersten Stock seniorengerechte Wohnungen, so hätten deren Bewohner außerdem kurze Wege zum Einkaufen und zur S-Bahn.

Für dieses Projekt müsste man die Tiefgarage rückbauen und neu errichten. Denn die Decke der gegenwärtigen Konstruktion ist so schwach, dass noch nicht einmal Veranstaltungen auf der Wiese über der Tiefgarage möglich sind. Und man müsste teilweise auf diese Wiese verzichten. Das finden wir aber nicht schlimm. Die Wiese ist so oder so nur ein getarntes Dach, auf dem weder Bäume noch Sträucher wachsen. Außerdem bliebe auf der Westseite (Bahnhof) immer noch Raum für Ruheflächen. Wir können uns dort auch einen Brunnen und Bäume vorstellen.

Spannend ist, was wir mit der Fläche des ehemaligen Herzoghauses machen. Es ist schade, dass es gefallen ist. Nun bietet es aber möglicherweise eine unerwartete Chance: Die Realisierung einer S-Bahn Unterführung für Fußgänger und Radfahrer an der Südseite des Bahnhofs. Die Herzoghausfläche könnte für den Zugang auf der Ostseite genutzt werden. Die Fläche des Radständers könnte für den Zugang auf der Westseite genutzt werden. Das Ganze sieht grob vereinfacht so aus:

(Karte: (C) Google Maps)

Ob das planerisch realisierbar ist, wissen wir nicht. Bevor wir aber die Fläche des Herzoghauses anderweitig verplanen, sollten wir unbedingt  prüfen, ob das machbar ist und uns diese einmalige Chance nicht entgehen lassen.

Die ganze Planung zum Bahnhofsareal steht allerdings unter einem großen Vorbehalt. Wir müssen uns überlegen, ob eine Tieferlegung des Bahnhofs möglich ist, und ob und wie wir das gegebenenfalls finanzieren wollen. Das Ganze ist beileibe nicht trivial. Aber die Süddeutsche Zeitung meldete erst kürzlich, dass mit der geplanten Verlängerung der S7 nach Geretsried Bewegung in die Diskussion gekommen ist. Wir sollten das Momentum nun nutzen und in den kommenden sechs Jahren einen Vorschlag ausarbeiten. Dafür sind folgende Fragen zu klären: wie kann eine solche Tieferlegung aussehen, wann ist sie realisierbar, welche Kosten kommen auf die Gemeinde zu und welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es.  Da wir hier über eine ganz erhebliche Verschuldung der Gemeinde sprechen, sollten wir erwägen, ein solches Investment dann zum Gegenstand eines Bürgerentscheids zu machen. Eine finanzielle Verpflichtung in dieser Höhe ist von einem normalen Gemeinderatsmandat in unseren Augen nicht mehr gedeckt.

Für das Bahnhofsareal ergibt sich in unseren Augen daher folgender Arbeitsplan für die nächsten sechs Jahre:

  1. Prüfung ob eine Tieferlegung des Bahnhofs realistisch ist. Gegebenenfalls Ausarbeitung eines konkreten Vorschlags unter Einbeziehung der Finanzierung, der zum Gegenstand eines Bürgerentscheids gemacht werden kann.
  2. Parallel: Prüfung ob eine Radfahrer- und Fußgängerunterführung südlich des Bahnhofs unter Einbeziehung des Herzoghausgeländes realisierbar ist.
  3. Beginn der Beplanung des Bahnhofsareals mit einem attraktiven Geschäftshaus, das auch umfangreiche Möglichkeiten für Seniorenwohnungen und bezahlbaren Wohnraum für Pflegekräfte und Erzieher bietet.

Dr. Michael Reich – Bürgermeisterkandidat und Gemeinderatskandidat

Artikel ist am 20.02.2020 im Isar Anzeiger erschienen