zum Interview: Gymnasium (Film)

Prioritäten: Sanierung und Erweiterung des Otfried-Preußler-Gymnasiums

Letzte Woche haben wir über die nun schon 20 Jahre dauernden Diskussionen über den dringend notwendigen Bau einer neuen Grundschule geschrieben. Doch auch unser Gymnasium, in dem viele meiner Pullacher Bekannten die Schulbank gedrückt haben, ist mittlerweile marode und vor allem zu klein.

Zunächst einmal weiß jeder, der schon einmal die Aula des OPG betreten hat, dass die Schule sehr dunkel ist. Hinzu kommt, dass sie nicht barrierefrei ist. Das liegt an der Splitlevel-Bauweise und an den fehlenden Liften. Und nicht zuletzt ist das Gebäude technisch nicht mehr in der Lage, den Unterrichtsanforderungen im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. Es fehlt am WLAN und an Steckdosen.

Entscheidend aber ist, dass Bayern das G9 wieder eingeführt hat. Im September 2025 wird der erste Jahrgang wieder in den Genuss einer 13. Klasse kommen. Geht man allein von der jetzigen Schülerzahl und dem jetzigen Platzangebot aus, wird es sich wohl um Open-Air-Unterricht handeln müssen. Denn Klassenzimmer hierfür sind nicht vorhanden. Es müssen also Lösungen her, und zwar schnell.  Das zeitliche Problem verschärft sich weiter dadurch, dass der Freistaat dem Vernehmen nach nur bis zum Schuljahr 2027/28 die durch die Wiedereinführung des G9 entstehenden Baukosten übernimmt.

Es ist allerdings Licht am Horizont. Eine von der Gemeinde beauftragte Machbarkeitsstudie zeigt, dass die fast 50 Jahre alte Bausubstanz saniert werden kann. Das Gutachten des Pullacher Schularchitekten Martin Lechner, der 1972 beim Erstbezug der Schule als Schüler dabei war, ergab, dass der Rohbau des OPG bestimmt noch einmal 50 Jahre halten wird.  Beim Otfried-Preußler-Gymnasium (OPG) handelt es sich um einen der letzten Betonbauten des sog. Brutalismus (brut = roh). Und in diesem Beton steckt enorm viel sogenannte  „graue Energie“. Damit ist die Energie gemeint, die aufgewandt wurde, diese Schule zu bauen. Die kann genutzt werden.

Natürlich hat auch diese Sanierung ihre Schattenseiten. Da sind zum einen die Kosten, die in der Süddeutschen Zeitung mit 73 Millionen Euro kolportiert wurden. Diese Kosten sind aber nur zu einem geringen Teil von der Gemeinde zu tragen. Insbesondere der Aufwand, der der Wiedereinführung des G9 geschuldet ist, wird wohl vom Freistaat getragen.

Außerdem müssen die Schüler für ca. vier Jahre in Modulklassen (Containerklassen) umziehen. Das ist nicht nur unangenehm und kostet noch einmal über 20 Millionen Euro. Es ist auch gar nicht so einfach, an die Module zu kommen. Gebraucht sind sie derzeit jedenfalls nicht zu bekommen, weil auch die Stadt München stadtweit Schulen saniert und erweitert und Container hortet.

Aus Sicht der FDP ergeben sich daraus folgende Konsequenzen:

  1. Wir setzen uns für eine zügige Sanierung des Gymnasiums ein. Die von der CSU vorgeschlagene Lösung eines Neubaus auf dem Warnberger Feld setzt dessen Erwerb voraus. Nach gegenwärtigem Stand ist nicht erkennbar, dass dies so rechtzeitig geschehen kann, um eine Eröffnung zum Schuljahr 2027/28 sicherzustellen.
  2. Um eine zeitige Sanierung zu gewährleisten, muss der neue Gemeinderat noch im Laufe dieses Jahres die Sanierung beschließen. Dann würde sich eine ca. zweijährige Planungs- und Ausschreibungsphase anschließen, in der neu bestellte Modulklassen gefertigt werden könnten, die nach Abschluss des Projekts wieder verkauft werden.
  3. Wie alle Pläne sollten auch die Sanierungspläne noch einmal auf mögliche Zeiteinsparungen, Kosteneffekte und Einsparungsmöglichkeiten geprüft werden. Nach gegenwärtigem Stand würde an der Gemeinde Pullach dem Vernehmen nach ein Eigenanteil von ca. € 5 bis 10 Mio. hängenbleiben, je nachdem, welche Ausbaustufe „Nice-to-have“ wir uns wünschen. Sollte das so bleiben, würden wir beim Gymnasium im Zweifel eher klotzen statt kleckern. Schließlich verbringen unsere Kinder dort die prägenden Jahre ihres Lebens.

Gehen wir es an! Miteinander statt Durcheinander!

Monika Bock, Gemeinderatskandidatin und Elternbeirat des OPG und Dr. Michael Reich

Artikel ist am 27.02.2020 im Isar-Anzeiger erschienen