Prioritäten: Sanierung unseres Freizeitbads
Das Pullacher Schwimmbad wurde im Jahr 1974 erbaut. In den Jahren 1989/1990 wurde es baulich erweitert und in Teilbereichen umgebaut und saniert. Heute, 46 Jahre nach seiner Errichtung, wird uns erklärt, dass das Schwimmbad abgerissen und neugebaut werden muss. Das sei alternativlos.
Sie kennen das ja vielleicht: wenn einem etwas als alternativlos dargestellt wird, regt sich die Neugier. Und das gilt vor allem dann, wenn man weiß, dass in München ein umfangreiches Sanierungsprogramm für alle Hallenbäder aufgelegt wurde. Das führt zu der natürlichen Frage: warum ist ausgerechnet bei uns der Neubau alternativlos?
Um es gleich vorab zu sagen: Aus unserer Sicht ist eine Sanierung möglich. Eine Sanierung des Schwimmbads wird keine optimale Lösung herbeiführen. Aber das tut keiner der in der Diskussion befindlichen Vorschläge. Die Sanierung hat aber unbestreitbare Vorteile. Lassen Sie uns erklären was wir meinen.
Beginnen wir mit dem aktuellen Zustand des Schwimmbads. Wir haben uns mit allen Gutachten detailliert auseinandergesetzt. Aufgrund unseres Nachhakens kam ein Ortstermin mit Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen im Schwimmbad zustande. Und es ist bezeichnend, dass das wohl das erste mal war, dass sich Vertreter der Gemeinderatsfraktionen ein Bild vor Ort gemacht haben. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Der Besuch der Katakomben des Schwimmbads zeigt, dass das Schwimmbad dringend sanierungsbedürftig ist.
Was müssen wir dringend sanieren?
- Es gibt an mehreren Stellen undichte Stellen, so dass es Wassereinbrüche in die Katakomben gibt. Diese Stellen sind aber identifizierbar. Es handelt sich um Leuchten in den Außenbecken und um den Whirlpool. Die Leuchten müssen saniert werden. Beim Whirlpool muss überlegt werden, ob er nicht ganz zurückgebaut werden soll. Ein unterkellerter Whirlpool wird immer Probleme schaffen.
- Das Betonfundament unter manchen Becken ist feucht und muss ersetzt werden.
- Das Schwimmbad hat anstatt der heute üblichen gedeckten Schwallbecken offene Schwallbecken, die von den Mitarbeitern wöchentlich gereinigt werden müssen und die für die Mitarbeiter nur im unzumutbaren Kriechgang zugänglich sind. Diese offenen Schwallbecken müssen durch geschlossene Schwallbecken ersetzt werden.
- Der Transport und die Lagerung der Schwimmbadchemikalien ist nicht ausreichend sicher.
- Es fehlen feuerpolizeilich notwendige Fluchtwege für Personal und Besucher. Diese müssen geplant und eingebaut werden. In diesem Zusammenhang müssen neue Aufenthaltsräume für das Personal gebaut werden.
Wie man aus der Liste der Mängel unschwer entnehmen kann, steht im Moment die Genehmigung zum Betrieb des Schwimmbads auf der Kante. Sie wird von der Gemeindeverwaltung mit viel Mühe mit dem Argument eines baldigen Neubaus in der Schwebe gehalten. Wenn wir aber ehrlich sind, wird es einen baldigen Neubau nicht geben. Denn jede der vorgeschlagenen Varianten macht die Durchführung eines kompletten Genehmigungsverfahrens erforderlich. Dabei spielen auch immissionsschutzrechtliche Aspekte eine Rolle. Es ist allermindestens fraglich, ob man aus lärmschutzrechtlichen Gründen am gegenwärtigen Standort oder an der Kuhwiese ein Neubau genehmigungsfähig ist. Mindestens aber ist zu erwarten, dass die Nachbarn im Wege gerichtlicher Auseinandersetzung entweder versuchen werden, den Neubau zu verhindern oder zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen zu erstreiten. aus unserer Sicht reden wir daher eher über einen Zeitraum von zehn als fünf Jahren, bis ein Neubau steht. Wir halten es für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass das gegenwärtige Freizeitbad so lange noch seine Betriebsgenehmigung behält. Mit anderen Worten: Wir kommen um eine Sanierung gar nicht herum. Wenn wir nicht sanieren, wird uns das gegenwärtige Freizeitbad zugemacht, bevor das neue steht.
Und wenn wir sowieso sanieren müssen, dann können wir das Freizeitbad doch nach Münchner Muster etwas umfassender fit machen und attraktiv gestalten.
- Die Becken müssen saniert werden. In diesem Zusammenhang könnte man über einen Hub-Boden nachdenken.
- Da die Kacheln bei einer Sanierung sowieso ersetzt werden müssen, kann der gesamt Look & Feel aufgefrischt und edler gestaltet werden.
- Wir müssen uns überlegen, wie wir mit dem Saunabereich umgehen. Das Saunapublikum ist laut Gutachten relativ anspruchsvoll und eine Sauna-Anlage muss wohl häufiger modernisiert werden, um den jeweils aktuellen Wellness-Wünschen Rechnung zu tragen. Es steht zu überlegen, ob man diesen Bereich nicht anders nutzt.
Wir wollen ganz ehrlich sein. Die Lösung der Sanierung ist nicht optimal. Sie hat Schwachstellen:
- Die Dachkonstruktion wird die gleiche sein. Während man das Dach so modernisieren kann, dass seine Dichtigkeit nicht gefährdet wird, wird es dabei bleiben, dass große Schneelasten händisch vom Dach entfernt werden müssen.
- Die Räume in den Katakomben werden eng sein und die Wartung wird schwieriger bleiben, als in einem neu gebauten Bad.
- Es wird zu einer Schließung kommen. Das bedeutet, dass die Besucher während eines Zeitraums von 12 – 24 Monaten auf ein anderes Bad ausweichen müssen. Das würde bei einem Neubau aber auch drohen, da sich aus unserer Sicht die Betriebsgenehmigung des gegenwärtigen Bads nicht bis zum Ende der Bauzeit des Neubaus aufrechterhalten lässt.
Was sind die Vorteile eine Sanierung?
- Es geht schnell: Wir haben innerhalb von etwa zwei bis drei Jahren ein modernisiertes, attraktives Schwimmbad. Wir sparen uns den Zeitaufwand der Genehmigungsverfahren.
- Die Sanierung schont Ressourcen. Sie ist zunächst nach Schätzung der Gutachter etwa halb so teuer wie der Neubau. Ohne die Kosten des Abrisses oder eines Parallelbetriebs während der Bauzeit. Wir reden über Einsparnisse von etwa 10 Millionen EUR. Bitte überlegen Sie selbst, was man mit diesem Geld alles machen könnte. Die Sanierung schont aber nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch ökologische Ressourcen. man spricht bei Bestandsbauten daher von „grauer Energie“. Jeder Neubau ist eine Umweltbelastung sondergleichen.
Die FDP schlägt daher eine Sanierung des Schwimmbads vor. Wir haben es aber wiederholz gesagt: Sollte die Mehrheit im aktuellen Gemeinderat etwas anderes wollen, dann wird sich die FDP sinnvollen und fiskalisch verantwortungsvollen Lösungen nicht versperren. Das Wichtigste ist aus Sicht der FDP, dass etwas vorwärts geht. Miteinander, statt Durcheinander.
Dr. Michael Reich – Bürgermeisterkandidat und Gemeinderatskandidat
Artikel ist am 05.03.2020 im Isar-Anzeiger erschienen